Übersetzung: Zuni – Reflektionen einer stolzen anarchistischen Ex-Hure

Im Rahmen unserer Wochen haben wir den Text „Zuni: Reflections of a Proud Anarchist Ex-Whore“ ins Deutsche übersetzt. Wir möchten ihn hiermit ein breiten Publikum zur Verfügung stellen.

Vorab nochmal unsere eigene Position zu Sexarbeit:

„Gegen jede Arbeit : Solidarität mit Sexarbeiter*innen
Ein Feminismus, der nicht jede Arbeit, Eigentum, Geld und den Staat ablehnt, wird auch automatisch ein falsches Verhältnis zur Sexarbeit entwickeln, entweder indem er sie zu einem Übel erklärt, das (direkt oder indirekt) verboten werden muss oder sie als befreiend und anti-patriarchal verklärt. Wer staatliche Repression fordert und allgemein die Vorstellung hat Menschen durch den Staat, dass heißt Gesetzte und deren Durchsetzung (welche immer staatliche Gewalt erfordern), zu „besseren“ z.B. feministischen Menschen zu erziehen, ist zutiefst autoritär. Es ist kein Wunder, dass der Wunsch nach einem Verbot von Sexarbeit innerhalb linker Kreise meist von staatssozialistischen Feminist*innen kommt.
Genauso wenig solidarisch oder befreiend ist die liberale Antwort – zu ignorieren das Arbeit immer Ausbeutung ist und sie ist in keinster Weise Befreiung vom Patriarchat. Solange Arbeitszwang und der Zwang zur Unterordnung unter Kapitalismus und Staat besteht, kann es keine Befreiung vom Patriarchat geben.“ – unseren ganzen Aufruf findet ihr hier.

Zuni: Reflektionen einer stolzen anarchistischen Ex-Hure

Als ich ein Mädchen war, wollte ich einmal ein*e Prostituierte*r werden. Ich wette, du denkst – Quatsch niemand wächst mit dem Wunsch auf Prostituierte*r zu werden. Ich wollte es nicht in der Grundschule, aber etwa zwei Jahre später in der Highschool schon. Zu diesem Zeitpunkt wurde mir der Ekel, den ich für den Großteil der Gesellschaft empfand, bewusster. Ich hatte das Gefühl, dass ich einfach nicht dazugehörte. Ich meine die Schule, nur für den Anfang – es fühlte sich an, als würde ich für einen Leben erzogen, in dem ich die Autorität kleinlicher Tyrann*innen zu akzeptieren hatte, die willkürliche Regeln durchsetzten, die wenig Sinn machten. Ich war Vegetarier*in und engagierte mich für die Befreiung der Tiere, und ich konnte mir nicht erklären wie meine Eltern und Gleichaltrigen, die behaupteten Tiere zu lieben, mit industrieller Tierquälerei einverstanden waren. Der Sexismus, er war ein Angriff, überall, jeden Tag. Zuhause, im Fernsehen, auf dem Weg zum Einkaufen. Der eklatante Rassismus – Mensch hatte gerade erst begonnen, über Rassismus als etwas nachzudenken, das hinterfragt werden musste, damals in den frühen 80er Jahren weißen, vorstädtischen Australien. All diese Engstirnigkeit lag vor mir vor mir wie ein Weg in eine vorprogrammierte Banalität mit dem Tod durch tausend Schnittwunden in der Seele, wenn die Langeweile und der Überdruss mich nicht vorher umbrachten.

Als ich vierzehn war, wohnten wir gleich um die Ecke von einem gehobenen Bordell. Ich sah die Frauen ein- und ausgehen, und sie sahen so glamourös und selbstbeherrscht aus, sie schienen mir die perfekte Art von Fick-Dich-Leben zu führen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich begonnen, sexuell aktiv zu werden, und für Sex bezahlt zu werden, schien mir eine kluge Sache zu sein. Etwa zur gleichen Zeit gingen meine Schwester und ich die Straße hinunter, und dieser zufällig vorbeikommende Mann bot uns 50 Dollar an (was damals eine ziemliche Summe war), wenn wir auf ihm stehen könnten, während er einfach auf dem Grünstreifen lag, völlig unempfindlich gegenüber allen vorbeifahrenden Autos. Die Bedingung für die Bezahlung war, dass wir beide fünf volle Sekunden auf ihm stehen mussten, ohne herunterzufallen. Das war wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Ich meine, wer will kein leicht verdientes Geld, und wenn Männer so verzweifelt und leicht zufrieden zu stellen sind, dann zückt den sprichwörtlichen Stift und meldet mich an! Unnötig zu sagen, dass die Bordelle der Oberen Klasse nicht mein Schicksal waren. Mit der Zeit verfeinerte sich mein Geschmack, und ich fühlte mich zu dem kitschigen Glanz der weniger ansehnlichen Etablissements und Häuser des schlechten Rufs hingezogen. Die Art von Orten, an denen andere Leute vorbeigingen und sich fragten, was für Leute dort wohl überhaupt arbeiten würden, die mich sehr neugierig machten und in die ich eingeweiht werden wollte. Das Arbeiten auf der Straße war anfangs einschüchternd, aber wie bei allen ersten Malen, ist es so das, sobald du eine Grenze überschreitest und dich wirklich außerhalb deiner Komfortzone bewegst, es sich unglaublich befreiend anfühlt.

Ich arbeitete in Bordellen und schäbigen Striptease-Lokalen im Cross, die mit ihrer schrillen, kitschigen Einrichtung prangen.

Ich fand Gefallen an den hochgradig seltsamen Peepshows und ließ mich schließlich in BDSM-Häusern nieder, deren Interieur selbst die erfahrensten Freier einschüchterte.

Ich habe nie sonderlich viel gearbeitet, sondern immer nur das Nötigste. Ich glaube auch nicht, dass ich jemals besonders gut darin war. Ich hielt meine Heroinsucht auf ein Minimum beschränkt, ganz im Einklang mit meinem Ethos, so wenig wie möglich zu arbeiten. Es war (relativ) leicht verdientes Geld, und eine Junkiehure zu sein war genau das, was ich sein wollte. Und es hat Spaß gemacht. Ich hatte so viel Spaß in dieser Zeit meines Lebens, und das gab mir den Luxus, Zeit für all die anderen Dinge zu haben, die mich interessierten. Ein großer Teil meines Lebens war wie eine Party, ich habe mit Freund*innen Häuser besetzt, eine Gemeinschaft aufgebaut, mehr über das Leben außerhalb des Systems gelernt, Kunst gemacht und Unfug getrieben. Das gab mir auch die Möglichkeit, Kurse in den Fächern zu belegen, die mich interessierten. Aber wie bei allem anderen auch, wenn man es lange genug macht, wird es irgendwann langweilig. Das liegt jetzt in meiner Vergangenheit. Ich bin älter und meine Gesundheit ist schlecht, aber diese Entscheidungen, die ich getroffen habe, Sexarbeit zu machen, haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin – eine stolze, reuelose Ex-Junkie-Hure, die immer noch mit fast allen Werten, die diese heuchlerische kapitalistische Gesellschaft vertritt, auf Kriegsfuß steht.

Das hat meine Identität als Anarchist*in stark geprägt. Mein Anarchismus umarmt den sozialen Krieg, im Gegensatz zu den männlich dominierten arbeiteristisch-anarchistischen Strömungen, die von den größtenteils sozial konservativen, moralisierenden und nach Respekt strebenden Typen vertreten werden, die in der anarchistischen Landschaft in diesem Land so häufig anzutreffen sind… der Typ, der seine Rolle als Arbeiter als seine primäre Funktion in der Gesellschaft ansieht und die Infragestellung kapitalistischer, patriarchalischer sozialer Normen als eine irrelevante Ablenkung von der Inbesitznahme der Produktionsmittel betrachtet.

Oder die Reformisten*innen, die die NGO-Kultur und die damit einhergehende Abhängigkeit Seriosität und das Verlassen auf Aufmerksamkeitssuchende Social-Media-Persönlichkeiten, die selbst am Rande der Gesellschaft leben. Warum können wir nicht alles haben? Ja, scheiß auf den Kapitalismus, aber scheiß auch auf die soziokulturelle Überwachung durch den*die Kapitalist*in, die unweigerlich so tief verwurzelt ist, dass sie sich in den sprichwörtlichen Cop verwandelt, der mietfrei in deinem Kopf lebt.

Ich bin stolz darauf, dass ich fest in dem Raum stand, in dem geschmähte Frauen (und Menschen anderen Geschlechts) stehen. Ich habe die Arbeitskultur immer verachtet – die lächerliche Professionalität, mit der Aufgaben zugewiesen werden, mit all den dazugehörigen Hierarchien. All das kleinliche Konkurrenzdenken und die absurden Klassenurteile über das, was man tut. Ich hatte also das Glück, dass ich diesem Unsinn die meiste Zeit meines Arbeitslebens entkommen konnte und Kolleg*innen hatte, die neben mir außerhalb der respektablen Gesellschaft standen. Ein Satz, den ich von einigen Sexarbeiter*innen-Aktivist*innen gehört habe, lautet, dass natürlich niemensch mit dem Wunsch aufwächst, Sexarbeiter*in zu werden, aber dafür spricht meine Erfahrung nicht. Vieles von dem, was viele Sexarbeiter*innen-Aktivist*innen sagen, kann ich nicht nachvollziehen, vor allem, wenn es darum geht, Sexarbeit respektabel zu machen. Ich bin natürlich für die Entkriminalisierung, je weniger mensch mit Bull*innen und Gerichte zu tun hat, desto besser. Allerdings bemühen sich immer mehr Sex Arbeits-Organisationen, Sex Arbeit zu entstigmatisieren, und zwar so sehr, dass Sex Arbeit jetzt so respektabel ist wie etwa eine professionelle*r Masseur*in oder ein*e Therapeut*in. Ich verstehe, dass die Stigmatisierung den Menschen großen Schaden zufügt. Ich persönlich bin jedoch noch nicht bereit, den glorreichen Außenseiter*innenstatus der Prostitution aufzugeben. Wenn man sich in die Mainstream-Gesellschaft und ihre Werte einbringt, richtet das ebenfalls großen Schaden an. Das ist ein heikles Thema, ich weiß. Und, nennen Sie mich seltsam, aber das Recht zu gewinnen Steuern zu zahlen, ist nicht meine Vorstellung von Befreiung. Manche von uns wollen am Rande der Gesellschaft leben.

Wie können sich Sexarbeiter*innen politisch weiterentwickeln, um sich diesem kapitalistischen, patriarchalischen, kolonialen, abgefuckten System, unter dem wir leben, zu widersetzen, wenn ihr Hauptanliegen darin besteht, von eben diesem System gesellschaftlich akzeptiert zu werden? Wie können Sexarbeiter*innen-Organisationen, die von den Regierungen wohlhabender Länder finanziert werden, diese Impulse in ihren Gemeinschaften bewahren, fördern und widerspiegeln und gleichzeitig die Forderungen ihrer Geldgeber*innen erfüllen? Ich bin davon überzeugt, dass dies möglich sein muss, wenn auch nicht ohne ein hohes Maß an Bewusstsein, Entschlossenheit und Geschick bei der Überbrückung dieser beiden gegensätzlichen Kräfte. Sexarbeiter*innen haben nicht alle dieselbe Stimme. Es liegt an den Sexarbeiter*innen-Organisationen, nicht zuzulassen, dass die Stimmen radikaler politischer Huren (dieselbe Radikalität, die unsere Organisationsgeschichte ausmacht) unter den Zielen und der kurzsichtigen Bürokratie, die von staatlichen Geldgeber*innen vorangetrieben werden, untergebuttert werden.

Als stolze Ex-Hure beschwöre ich jüngere Sexarbeiter*innen, den Aufbau von gesellschaftlichen Kapital abzulehnen, sich die Ablehnung der Mainstream-Gesellschaft zu eigen zu machen, sich so weit wie möglich zu radikalisieren, alle politischen und sozialen Werte in Frage zu stellen, in die wir indoktriniert wurden, politisch radikale Texte zu lesen, aus der radikalen Geschichte zu lernen, sich mit Freund*innen, anderen Ausgestoßenen und Kamerad*innen zusammenzutun und Ärger zu machen, Unfug zu stiften und Scheiße zu bauen. Seid stolz darauf, ein Mitglied der schönen und mutigen Ausgestoßenen der Gesellschaft zu sein. Seid stolz darauf, dass Huren historisch gesehen alle anderen radikalen Bewegungen um sie herum umarmt haben und nicht nur für die sexuelle Befreiung, sondern für die GESAMTE Befreiung gekämpft haben. Denn es sind die Ränder der Gesellschaft, an denen wir nicht nur lieben, tanzen und kämpfen, sondern das ist unsere wahre Macht – am Rande zu leben. Die wirksamsten Feind*innen des Staates sind diejenigen, die nichts mehr zu verlieren haben. Und sobald wir alles verlieren, haben wir die ganze Welt zu gewinnen.

Zuni Reflektionen einer stolzen anarchistischen Ex-Hure

Als ich ein Mädchen war, wollte ich einmal ein*e Prostituierte*r werden. Ich wette, du denkst – Quatsch niemand wächst mit dem Wunsch auf Prostituierte*r zu werden. Ich wollte es nicht in der Grundschule, aber etwa zwei Jahre später in der Highschool schon. Zu diesem Zeitpunkt wurde mir der Ekel, den ich für den Großteil der Gesellschaft empfand, bewusster. Ich hatte das Gefühl, dass ich einfach nicht dazugehörte. Ich meine die Schule, nur für den Anfang – es fühlte sich an, als würde ich für einen Leben erzogen, in dem ich die Autorität kleinlicher Tyrann*innen zu akzeptieren hatte, die willkürliche Regeln durchsetzten, die wenig Sinn machten. Ich war Vegetarier*in und engagierte mich für die Befreiung der Tiere, und ich konnte mir nicht erklären wie meine Eltern und Gleichaltrigen, die behaupteten Tiere zu lieben, mit industrieller Tierquälerei einverstanden waren. Der Sexismus, er war ein Angriff, überall, jeden Tag. Zuhause, im Fernsehen, auf dem Weg zum Einkaufen. Der eklatante Rassismus – Mensch hatte gerade erst begonnen, über Rassismus als etwas nachzudenken, das hinterfragt werden musste, damals in den frühen 80er Jahren weißen, vorstädtischen Australien. All diese Engstirnigkeit lag vor mir vor mir wie ein Weg in eine vorprogrammierte Banalität mit dem Tod durch tausend Schnittwunden in der Seele, wenn die Langeweile und der Überdruss mich nicht vorher umbrachten.

Als ich vierzehn war, wohnten wir gleich um die Ecke von einem gehobenen Bordell. Ich sah die Frauen ein- und ausgehen, und sie sahen so glamourös und selbstbeherrscht aus, sie schienen mir die perfekte Art von Fick-Dich-Leben zu führen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich begonnen, sexuell aktiv zu werden, und für Sex bezahlt zu werden, schien mir eine kluge Sache zu sein. Etwa zur gleichen Zeit gingen meine Schwester und ich die Straße hinunter, und dieser zufällig vorbeikommende Mann bot uns 50 Dollar an (was damals eine ziemliche Summe war), wenn wir auf ihm stehen könnten, während er einfach auf dem Grünstreifen lag, völlig unempfindlich gegenüber allen vorbeifahrenden Autos. Die Bedingung für die Bezahlung war, dass wir beide fünf volle Sekunden auf ihm stehen mussten, ohne herunterzufallen. Das war wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Ich meine, wer will kein leicht verdientes Geld, und wenn Männer so verzweifelt und leicht zufrieden zu stellen sind, dann zückt den sprichwörtlichen Stift und meldet mich an! Unnötig zu sagen, dass die Bordelle der Oberen Klasse nicht mein Schicksal waren. Mit der Zeit verfeinerte sich mein Geschmack, und ich fühlte mich zu dem kitschigen Glanz der weniger ansehnlichen Etablissements und Häuser des schlechten Rufs hingezogen. Die Art von Orten, an denen andere Leute vorbeigingen und sich fragten, was für Leute dort wohl überhaupt arbeiten würden, die mich sehr neugierig machten und in die ich eingeweiht werden wollte. Das Arbeiten auf der Straße war anfangs einschüchternd, aber wie bei allen ersten Malen, ist es so das, sobald du eine Grenze überschreitest und dich wirklich außerhalb deiner Komfortzone bewegst, es sich unglaublich befreiend anfühlt. Ich arbeitete in Bordellen und schäbigen Striptease-Lokalen im Cross, die mit ihrer schrillen, kitschigen Einrichtung prangen. Ich fand Gefallen an den hochgradig seltsamen Peepshows und ließ mich schließlich in BDSM-Häusern nieder, deren Interieur selbst die erfahrensten Freier einschüchterte.

Ich habe nie sonderlich viel gearbeitet, sondern immer nur das Nötigste. Ich glaube auch nicht, dass ich jemals besonders gut darin war. Ich hielt meine Heroinsucht auf ein Minimum beschränkt, ganz im Einklang mit meinem Ethos, so wenig wie möglich zu arbeiten. Es war (relativ) leicht verdientes Geld, und eine Junkiehure zu sein war genau das, was ich sein wollte. Und es hat Spaß gemacht. Ich hatte so viel Spaß in dieser Zeit meines Lebens, und das gab mir den Luxus, Zeit für all die anderen Dinge zu haben, die mich interessierten. Ein großer Teil meines Lebens war wie eine Party, ich habe mit Freund*innen Häuser besetzt, eine Gemeinschaft aufgebaut, mehr über das Leben außerhalb des Systems gelernt, Kunst gemacht und Unfug getrieben. Das gab mir auch die Möglichkeit, Kurse in den Fächern zu belegen, die mich interessierten. Aber wie bei allem anderen auch, wenn man es lange genug macht, wird es irgendwann langweilig. Das liegt jetzt in meiner Vergangenheit. Ich bin älter und meine Gesundheit ist schlecht, aber diese Entscheidungen, die ich getroffen habe, Sexarbeit zu machen, haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin – eine stolze, reuelose Ex-Junkie-Hure, die immer noch mit fast allen Werten, die diese heuchlerische kapitalistische Gesellschaft vertritt, auf Kriegsfuß steht. Das hat meine Identität als Anarchist*in stark geprägt. Mein Anarchismus umarmt den sozialen Krieg, im Gegensatz zu den männlich dominierten arbeiteristisch-anarchistischen Strömungen, die von den größtenteils sozial konservativen, moralisierenden und nach Respekt strebenden Typen vertreten werden, die in der anarchistischen Landschaft in diesem Land so häufig anzutreffen sind… der Typ, der seine Rolle als Arbeiter als seine primäre Funktion in der Gesellschaft ansieht und die Infragestellung kapitalistischer, patriarchalischer sozialer Normen als eine irrelevante Ablenkung von der Inbesitznahme der Produktionsmittel betrachtet.

Oder die Reformisten*innen, die die NGO-Kultur und die damit einhergehende Abhängigkeit Seriosität und das Verlassen auf Aufmerksamkeitssuchende Social-Media-Persönlichkeiten, die selbst am Rande der Gesellschaft leben. Warum können wir nicht alles haben? Ja, scheiß auf den Kapitalismus, aber scheiß auch auf die soziokulturelle Überwachung durch den*die Kapitalist*in, die unweigerlich so tief verwurzelt ist, dass sie sich in den sprichwörtlichen Cop verwandelt, der mietfrei in deinem Kopf lebt.

Ich bin stolz darauf, dass ich fest in dem Raum stand, in dem geschmähte Frauen (und Menschen anderen Geschlechts) stehen. Ich habe die Arbeitskultur immer verachtet – die lächerliche Professionalität, mit der Aufgaben zugewiesen werden, mit all den dazugehörigen Hierarchien. All das kleinliche Konkurrenzdenken und die absurden Klassenurteile über das, was man tut. Ich hatte also das Glück, dass ich diesem Unsinn die meiste Zeit meines Arbeitslebens entkommen konnte und Kolleg*innen hatte, die neben mir außerhalb der respektablen Gesellschaft standen. Ein Satz, den ich von einigen Sexarbeiter*innen-Aktivist*innen gehört habe, lautet, dass natürlich niemensch mit dem Wunsch aufwächst, Sexarbeiter*in zu werden, aber dafür spricht meine Erfahrung nicht. Vieles von dem, was viele Sexarbeiter*innen-Aktivist*innen sagen, kann ich nicht nachvollziehen, vor allem, wenn es darum geht, Sexarbeit respektabel zu machen. Ich bin natürlich für die Entkriminalisierung, je weniger mensch mit Bull*innen und Gerichte zu tun hat, desto besser. Allerdings bemühen sich immer mehr Sex Arbeits-Organisationen, Sex Arbeit zu entstigmatisieren, und zwar so sehr, dass Sex Arbeit jetzt so respektabel ist wie etwa eine professionelle*r Masseur*in oder ein*e Therapeut*in. Ich verstehe, dass die Stigmatisierung den Menschen großen Schaden zufügt. Ich persönlich bin jedoch noch nicht bereit, den glorreichen Außenseiter*innenstatus der Prostitution aufzugeben. Wenn man sich in die Mainstream-Gesellschaft und ihre Werte einbringt, richtet das ebenfalls großen Schaden an. Das ist ein heikles Thema, ich weiß. Und, nennen Sie mich seltsam, aber das Recht zu gewinnen Steuern zu zahlen, ist nicht meine Vorstellung von Befreiung. Manche von uns wollen am Rande der Gesellschaft leben. Wie können sich Sexarbeiter*innen politisch weiterentwickeln, um sich diesem kapitalistischen, patriarchalischen, kolonialen, abgefuckten System, unter dem wir leben, zu widersetzen, wenn ihr Hauptanliegen darin besteht, von eben diesem System gesellschaftlich akzeptiert zu werden? Wie können Sexarbeiter*innen-Organisationen, die von den Regierungen wohlhabender Länder finanziert werden, diese Impulse in ihren Gemeinschaften bewahren, fördern und widerspiegeln und gleichzeitig die Forderungen ihrer Geldgeber*innen erfüllen? Ich bin davon überzeugt, dass dies möglich sein muss, wenn auch nicht ohne ein hohes Maß an Bewusstsein, Entschlossenheit und Geschick bei der Überbrückung dieser beiden gegensätzlichen Kräfte. Sexarbeiter*innen haben nicht alle dieselbe Stimme. Es liegt an den Sexarbeiter*innen-Organisationen, nicht zuzulassen, dass die Stimmen radikaler politischer Huren (dieselbe Radikalität, die unsere Organisationsgeschichte ausmacht) unter den Zielen und der kurzsichtigen Bürokratie, die von staatlichen Geldgeber*innen vorangetrieben werden, untergebuttert werden.

Als stolze Ex-Hure beschwöre ich jüngere Sexarbeiter*innen, den Aufbau von gesellschaftlichen Kapital abzulehnen, sich die Ablehnung der Mainstream-Gesellschaft zu eigen zu machen, sich so weit wie möglich zu radikalisieren, alle politischen und sozialen Werte in Frage zu stellen, in die wir indoktriniert wurden, politisch radikale Texte zu lesen, aus der radikalen Geschichte zu lernen, sich mit Freund*innen, anderen Ausgestoßenen und Kamerad*innen zusammenzutun und Ärger zu machen, Unfug zu stiften und Scheiße zu bauen. Seid stolz darauf, ein Mitglied der schönen und mutigen Ausgestoßenen der Gesellschaft zu sein. Seid stolz darauf, dass Huren historisch gesehen alle anderen radikalen Bewegungen um sie herum umarmt haben und nicht nur für die sexuelle Befreiung, sondern für die GESAMTE Befreiung gekämpft haben. Denn es sind die Ränder der Gesellschaft, an denen wir nicht nur lieben, tanzen und kämpfen, sondern das ist unsere wahre Macht – am Rande zu leben. Die wirksamsten Feind*innen des Staates sind diejenigen, die nichts mehr zu verlieren haben. Und sobald wir alles verlieren, haben wir die ganze Welt zu gewinnen.

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Aufruf/Call 2024

FOR THE ENGLISH VERSION SCROLL DOWN
Das Veranstaltungsprogram findet ihr hier/Our program of events you can find here.

Dieses Jahr organisieren wir zum ersten Mal eine kleine anarchistische, antiautoritäre Veranstaltungsreihe rund um den 8. März. Warum? Weil es nicht den einen Feminismus gibt, sondern unterschiedliche und teilweise unvereinbar feministische Positionen und Analysen.
Wir haben uns auch deshalb dagegen entschieden unsere Wochen feministisch zu nennen. Geschichtlich war Feminismus eine bürgerliche Bewegung und ist es im deutschsprachigen Raum oft weiterhin. Parallel dazu gab es von Anarchist*innen und anderen Sozialist*innen ausgehend Kämpfe für die Befreiung von (endo cis) Frauen und im geringeren Umfang auch Kämpfe für queere Befreiung. In dieser klassenkämpferischen, anti-kapitalistischen und anti-staatlichen Tradition des Kampfes gegen das Patriarchat sehen wir uns. Anders als bürgerliche Feminist*innen sind wir nicht nur gegen eine oder einige, sondern alle Formen von Unterdrückung. Wir sind überzeugt, dass Patriarchat werden wir nur los, wenn wir seine Verwobenheit mit anderen Herrschaftsformen verstehen.

Was ist eigentlich das Patriarchat?
Das Patriarchat wird häufig vor allem als Herrschaft von Männer über Frauen verstanden. Doch das ist nicht ausreichend. Es gibt zahlreiche Beziehungen und Institution, die das Patriarchat schaffen und erhalten. Zentral ist auch die Herrschaft über Kinder, die Kontrolle von Körpern, Sexualität, Liebe und allgemein „persönlichen“ Beziehungen, sowie die Schaffung von (patriarchaler) Männlichkeit und Weiblichkeit durch den Zwang ein Geschlecht haben zu müssen und das Kontrollieren wer welches Geschlecht haben darf.
Auch wenn das Herrschaftsverhältnis von Männlichkeit über Weiblichkeit eine sehr wichtige Rolle spielt, können unterschiedlichste Gruppen sich (auch gegenseitig) im Patriarchat unterdrücken. (Linke) Staatsfeminist*innen sehen nicht hauptsächlich in den (gesellschaftlichen) Beziehungen und Institutionen das Problem (weil sie den Staat und somit eine zentrale patriarchale Herrschaftsinstitution nicht ablehnen). Daher können sie das Patriarchat nicht effizient bekämpfen, sondern sind gezwungen in starren Kategorien mit (durchgängig) einfachen „Täter-Opfer“ Zuschreibungen zu denken. Männlichkeit und Weiblichkeit wird hier oft als fest und dann als körperlich oder biologisch gedacht.

Gegen Trans-, Queer- und Interfeindlichen Feminismus
Das ist einer Gründe weshalb staatliche Feminist*innen immer wieder trans-, queer- und interfeindlich werden. Im Ruhrgebiet haben wir und Freund*innen schon oft absichtliche transfeindliche Übergriffe aus genau jener feministischen Strömung erlebt. Wir wehren uns auch dagegen inter*, nicht-binäre, trans* und agender Personen einfach als zusätzliche Buchstaben hinter Frauen (und Lesben) zu schreiben (FLINTA). Zumindest solange sie uns nicht wirklich einen Raum in Kämpfen geben und in Bewegungen die Trans-, Inter- und Queerfeindlichkeit vieler (endo cis) Frauen konfrontieren. Für uns ist anti-patriarchales Handeln unabänderlich mit dem Kampf gegen die Vorstellung von binären Geschlecht, sowie der Befreiung aller Geschlechter oder Abschaffung von Geschlecht an sich verbunden

Der Kampf gegen das Patriarchat muss genauso der Kampf gegen Staat, Kapitalismus, Kolonialismus und Kapazitismus sein.
Staaten sind immer nur aus patriarchalen Gesellschaften entstanden, der Staat ist eine patriarchale Institution, genauso wie der Kapitalismus. Der Kolonialismus dehnte das europäische Patriarchat auf den ganzen Planeten aus und löschte dabei die geschlechtliche und queere Vielfalt zahlreicher Gesellschaften aus. Alle drei sind miteinander verbunden und auch an sich auch ausbeutend und unterdrückend. Wir stellen uns außerdem klar gegen Kapazitismus1 in feministischen Bewegungen.

Gleicher Lohn für Gleiche Arbeit?“ Solidarität statt „Leistungsgerechtigkeit“!
Oft fordern Feminist*innen, „Gleichen Lohn für Gleich Arbeit“ oder jede Care-Arbeit soll „angemessen“ bezahlt werden. Was bedeutet diese Forderung real? Sie bedeutet „Leistungsgerechtigkeit“ zu fordern und ordnet bestimmten Menschen und ihrer Arbeit einen Wert zu, den sie anderen nimmt. Es stimmt, dass Frauen, trans, inter und queere Menschen oft weniger Lohn oder Gehalt erhalten. Der Wert von Arbeit ist jedoch nicht bestimmbar und auch aus diversen anderen Gründen bekommen Menschen weniger oder kein Geld für ihre Arbeit.
Außerdem was bedeutet das praktisch: Soll jetzt jedes Helfen bei Umzügen, Füreinader-Einkaufen und jede freundschaftliche Umarmung und jedes Gespräch bezahlt werden? Ihre Dauer und ihr Wert berechnet? Oder sind Helfen bei Umzügen, Füreinader-Einkaufen, freundschaftlich Umarmungen und Gespräche und dergleichen wertlos? Hier wird die widerliche staatlich-kapitalistische Logik des Ganzen deutlich. Und denken wir mal an Menschen, die nach gesellschaftlichen Maßstäben „nicht arbeiten, können oder wollen“ sollen diese schlechter gestellt werden?
Wir wollen eine Gesellschaft oder mehrere in der Alle freien und gleichwertigen Zugang zu „Ressourcen“ haben – ohne Geld Eigentum und Zwang zur Arbeit. Für uns ist das Teil von Anarchie, andere würden es vielleicht (wirtschaftlichen) Kommunismus nennen. Bis dahin müssen wir solidarische Strukturen schaffen, die „Ressourcen“ bedarfsorientiert zur Verfügung stellen und umverteilen. Diese „Ressourcen“ werden gerade von Staat und Kapitalismus kontrolliert, wir müssen sie ihnen nehmen – Staat, Kapitalismus und die Reichen enteignen!

Gegen jede Arbeit : Solidarität mit Sexarbeiter*innen
Ein Feminismus, der nicht jede Arbeit, Eigentum, Geld und den Staat ablehnt, wird auch automatisch ein falsches Verhältnis zur Sexarbeit entwickeln, entweder indem er sie zu einem Übel erklärt, das (direkt oder indirekt) verboten werden muss oder sie als befreiend und anti-patriarchal verklärt. Wer staatliche Repression fordert und allgemein die Vorstellung hat Menschen durch den Staat, dass heißt Gesetzte und deren Durchsetzung (welche immer staatliche Gewalt erfordern), zu „besseren“ z.B. feministischen Menschen zu erziehen, ist zutiefst autoritär. Es ist kein Wunder, dass der Wunsch nach einem Verbot von Sexarbeit innerhalb linker Kreise meist von staatssozialistischen Feminist*innen kommt.
Genauso wenig solidarisch oder befreiend ist die liberale Antwort – zu ignorieren das Arbeit immer Ausbeutung ist und sie ist in keinster Weise Befreiung vom Patriarchat. Solange Arbeitszwang und der Zwang zur Unterordnung unter Kapitalismus und Staat besteht, kann es keine Befreiung vom Patriarchat geben.

Ein ganz kleiner Anfang
Uns ist bewusst, dass wir nur einen ganz kleinen Anfang in Richtung Veränderung machen können. Mit unseren Veranstaltungen wollen wir Geschichten und Ideen von denjenigen erzählen, die im bürgerlichen und staatlichen Feminismus nicht auftauchen (können), und gleichzeitig die anarchistischen/antiautoritären Analysen und Perspektiven bekannter machen.

Macht mit, kommt rum!
Wir laden alle ein, die sich von ihnen angesprochen fühlen oder einfach mehr über unsere Perspektiven wissen wollen, vorbeizukommen. Bei den Veranstaltungen werden wir darauf achten dabei zu helfen sich kennenzulernen und wenn gewünscht Kontakte mit anderen zu schließen. Bis auf den Vortrag finden alle Veranstaltungen (nach Bedarf) auf Deutsch und Englisch statt. Beim Vortrag ist die Sprache Deutsch, es wird aber ein englisches Handout angeboten und Nachfragen auf Englisch sind möglich. Leider ist keiner der Räume, die wir als Veranstaltungsort buchen konnten, barrierearm. Wir sind uns bewusst, dass dies scheiße ist, es gibt aber leider in Bochum kaum selbstorganisierte Räume mit sowohl Eingang ohne Treppen als auch rollstuhlgerechten Toiletten.
Falls wer spontan noch mithelfen möchte kann mensch sich gerne per Mail an bei uns melden: anarchynotpatriarchy@riseup.net. Es wäre außerdem schön für eine mögliche Wiederholung mehr zu werden.

Kein Raum für Antisemitismus, Nationalismus und Rassismus
Angesichts der aufgeheizten Stimmung in vielen Linken Kreisen, noch der Hinweise, dass Nationalismus und die Unterstützung von Staaten oder das Ziel solche zu schaffen bei uns kein Raum hat. Das gleiche gilt für antisemitische oder rassistische Positionen.

Fußnoten

1 Kapazitismus ist ein gesellschaftliches System in dem Körper, Bewusstsein und (sonstige) Fähigkeiten nach Normalitätsstandarts z.B. Intelligenz, körperliche Leistung beurteilt und Menschen, die von diesen abweichen ausgrenzt, unterdrückt und bestraft werden.

English Version

This year, for the first time, we are organizing a small anarchist, anti-authoritarian series of events around 8th March. Why? Because there isn’t one single kind of feminism, but different and sometimes irreconcilable feminist positions and analyses.
This is also why we decided against calling our weeks feminist. Historically, feminism was a bourgeois movement and often still is in German-speaking regions. At the same time, anarchists and other socialists fought for the liberation of (endo cis) women and, to a lesser extent, for queer liberation. We see ourselves in this class-struggle, anti-capitalist and anti-statist tradition of the struggle against patriarchy. Unlike bourgeois feminists, we are not just against one or some forms of oppression, but all of them. We are convinced that we can only get rid of patriarchy if we understand its interconnectedness with other forms of domination.

What actually is patriarchy?
Patriarchy is often understood primarily as the rule of men over women. But that is not enough. There are numerous relationships and institutions that create and maintain patriarchy. Central to this is also the domination of children, the control of bodies, sexuality, love and „personal“ relationships in general, as well as the creation of (patriarchal) masculinity and femininity through the compulsion to have a gender and the control of who is allowed to have which gender.
Even though the relationship of domination of masculinity over femininity plays a very important role, different groups can oppress each other (sometimes mutually) in patriarchy. (Left) state feminists do not see the problem primarily in (social) relations and institutions (because they don’t reject the state and thus a central patriarchal institution of domination). Therefore, they can’t fight patriarchy efficiently, but are forced to think in rigid categories with (consistently) simple „perpetrator-victim“ attributions. Masculinity and femininity are often thought of as fixed and then as physical or biological.

Against trans-, queer- and inter-hostile feminism
This is one of the reasons why state feminists repeatedly become trans-, queer- and inter-hostile. In the Ruhr area, we and our friends have often experienced deliberate anti-trans attacks from precisely this feminist current. We also oppose writing inter*, non-binary, trans* and agender people simply as additional letters after women (and lesbians) (FLINTA). At least as long as they don’t really give us a space in struggles and confront the trans, inter and queer hostility of many (endo cis) women in movements. For us, anti-patriarchal action is irrevocably linked to the struggle against the idea of binary gender, as well as the liberation of all genders or the abolition of gender as such.

The fight against patriarchy must also be the fight against the state, capitalism, colonialism and capacitism.
States have only ever emerged from patriarchal societies, the state is a patriarchal institution, as is capitalism. Colonialism extended European patriarchy to the entire planet, erasing the gender and queer diversity of many societies. All three are interconnected and also inherently exploitative and oppressive. We furthermore clearly oppose capacitism¹ in feminist movements.

„Equal pay for equal work?“ Solidarity instead of „fair performance appraisal“!
Feminists often demand „equal pay for equal work“ or that all care work should be paid „fairly“. What does this demand really mean? It means demanding „meritocracy“ and assigning a value to certain people and their work that it takes away from others. It is true that women, trans, inter and queer people often receive less pay or salary. However, the value of work can’t be determined and people also receive less or no money for their work for various other reasons.
And what does this mean in practical terms: should we now be paid for every time we help with moving, go shopping for friends and every friendly hug and conversation? Should be the duration and monetary value of this activities calculated? Or are helping with removals, shopping for friends, friendly hugs and conversations and such things worthless? This is where the disgusting state-capitalist logic of the whole thing becomes clear. And let’s think about people who, according to social norms, „can’t, won’t or don’t want to work“, should they be put in a inferior social position?
We want a society or several societies in which everyone has free and egalitarian access to „resources“ – without money, property or being forced to work. For us this is part of anarchy, others might call it (economic) communism. Until then, we need to create solidarity-based structures that provide and redistribute „resources“ according to need. These „resources“ are currently controlled by the state and capitalism, we have to take them away from them – expropriate the state, capitalism and the rich!

Against all work : Solidarity with sex workers

A feminism that does not reject all work, property, money and the state will automatically develop a false relationship to sex work, either by declaring it an evil that must be banned (directly or indirectly) or by glorifying it as liberating and anti-patriarchal. Anyone who demands state repression and generally has the idea of educating people by force to become „better“, e.g. feminist people through the state, i.e. laws and their enforcement (which always require state violence), is deeply authoritarian. It is no wonder that the desire for a ban on sex work within left-wing circles usually comes from statesocialist feminists.
Neither is the liberal response one of solidarity or liberation – to ignore that labor is always exploitation and in no way liberation from patriarchy. As long as there is the compulsion to work and coercion to submit to capitalism and the state, there can be no liberation from patriarchy.

A very small start
We are aware that we can only make a very small start towards change. With our events, we want to tell the stories and ideas of those who do not (or cannot) appear in bourgeois and state feminism, and at the same time make anarchist/anti-authoritarian analyses and perspectives better known.

Join in, come around!
We invite everyone who feels attracted by them or who simply wants to know about our perspectives to come along. At the events we will make sure to help people get to know each other and, if desired, to make contacts with others. With the exception of the lecture, all events will be held in German and English (if required). The lecture will be in German, but an English handout will be provided and questions in English are possible. Unfortunately, none of the rooms we have been able to book as venues are barrier-free. We are aware that this is shitty, but unfortunately there are hardly any self-organized rooms in Bochum with both an entrance without stairs and wheelchair-accessible toilets.
If anyone would like to help spontaneously, please contact us via mail to anarchynotpatriarchy@riseup.net . It would also be nice to have more people for a possible repetition.

No room for anti-Semitism, nationalism and racism
In view of the heated atmosphere in many left-wing circles, we want to say clearly: there is no room for nationalism and support for states or the aim of creating states at our events. The same applies to anti-Semitic or racist positions.

Footnotes

¹Capacitism is a social system in which the body, consciousness and (other) abilities are judged according to norms of normality, e.g. intelligence, physical performance and people who deviate from these standards are are marginalized, oppressed and punished.

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